Bläser und Sänger
Atemführung
Bei Bläsern und Sängern steht natürlich eine virtuose Luftführung im Vordergrund. Hier liegen die Meinungen allgemein sehr weit auseinander. Bauch-, Rücken-, Zwerchfell- und Flankenatmung, alle sagen etwas anderes. Und aus meiner Sicht liegen sogar fast alle richtig mit ihrer Meinung. Es wird nur ein bestimmter Bereich der Atmung hervorgehoben, aber ich denke, man kann sie ruhig alle benutzen.
Ich arbeite mit meinen Klienten meist zuerst an der Körperhaltung und der Koordination. Fast alle kommen mit einem Hohlkreuz, das ja auch in unserer Kultur durchaus üblich ist.
Steht man im Hohlkreuz, so sind wichtige Bereiche der Atmung lahmgelegt. Der Beckenboden und der Schließmuskel sind angespannt und unbeweglich, der tiefe Rücken ist fest und die Halswirbelsäule ist verkürzt. Das ist keine gute Ausgangsposition.
Die kurze Halswirbelsäule verhindert das Mitschwingen der nasalen Resonanzräume, welche die schön klingenden und weit tragenden Obertöne erzeugen. Der feste Beckenboden verhindert einen fein dosierten Luftstrom, und als Folge wird dieser über den Kehlkopf gesteuert, was den Hals verengt. Dann klingen die hohen Töne gepreßt und unschön, oder bleiben gleich ganz weg.
Also muß das Hohlkreuz weg und das kann man auch in der Regel schnell hinkriegen. Dies ist, denke ich, auch eine meiner Spezialitäten. Das wichtigste ist dabei die Aktivierung der natürlichen Aufrichtungsreflexe.
Bei allen Wirbeltieren (Eulen und Koboldmakis sind eine Ausnahme) steuert die Richtung der Wahrnehmung die Koordination aller tragenden Gelenke im Körper. Wenn diese Steuerung aktiv ist, führt sie bei uns Primaten zu einer natürlichen und mühelosen Aufrichtung des Körpers. Bei kleinen Kindern funktioniert das noch.
Wenn man den Geist darauf trainiert, den Körper wieder als Ganzes zu erfassen und zu steuern, dann hat das alte Hohlkreuz keine guten Karten. Also weg damit, ist gar nicht so schwierig.
Dann kann der Atem im Körper wieder frei fließen. Welcher Methode des Atmens man den Vorzug gibt, kann man ja dann frei wählen. Alle Atemmuskeln sind dann beweglich und was auf dem Instrument oder in der Stimme am besten funktioniert, wird auch wohl das Beste sein. Jeder bringt einen unterschiedlichen Körperbau mit.
Danach geht’s um die Feinarbeit, wie Lösen von Blockaden oder ähnlichem.